Berichte Chronik-Sparte

Aktuelle Berichte der Chronik-Sparte um Spartenleiterin Christiane Kruse

Vom alten Bergbau in Münchehagen

Die Kohlevorkommen in den Rehburger Bergen wurden bereits etwa Ende des 17. Jahrhunderts entdeckt, aber erst 1750 begann der eigentliche Kohleabbau. Fast alle Abbauorte lagen innerhalb des Rechtsgebietes des Kloster Loccum. Das Kloster allein hatte die damit verbundene Abbau-Berechtigung. Es profitierte somit enorm von den Kohlevorkommen und dem Abbau.

Das wichtigste Grubenfeld erstreckte sich zunächst vom Mundloch des Klosterstollen (Hormannshausen) über den Loccumer Berg zum Emilienschacht beim heutigen Dino-Park und dem Maximilianschacht (Abraumhalde beim Freibad Münchehagen). Den Abbau besorgten überwiegend Untertanen aus Münchehagen, Loccum, Rehburg und Winzlar. Die Kohle wurde oberflächennah im Tagebau (Pingen), bei größeren Tiefen (10-30m) mittels Stollen und – bei über 50 m – in Schächten gefördert. Wichtige Schächte und Stollen waren mit Namen versehen, z.B. Georgstollen, Klosterstollen, Emilienschacht, Georgschacht. Die im Tagebau betriebenen Gruben (Pingen) waren namenlos. Längere Streckenabschnitte waren mit Förderschächten versehen, die die Belüftung und den effektiven Abtransport vereinfachten.

Den Großteil ihres Einkommens erwirtschafteten die Dorfbewohner auf der eigenen Scholle. Eine kleine Minderheit fand Arbeit in den Bergwerken. Auch Kinder ab 10 Jahren wurden in den Kohleabbau als „Laufjungen“ eingebunden, die in den häufig nur 90cm hohen Gängen auf kleinen Karren (Hunt) die Kohle im Dunkeln abtransportierten. Der „Hauer“, der die Kohle der schmalen Flöze (diese hatten eine Mächtigkeit von etwa 15-30 cm, manchmal auch nur 9 cm) abbaute, arbeitete in gestreckter Lage des Körpers auf einer Seite liegend mit einer hammerähnlichen kurzen Hacke.

Der neben ihm arbeitende „Füller“ befüllte den Transportbehälter (Hunt), der nicht immer Räder hatte, mit der gerade gehauenen Kohle, die dann von dem Läufer (häufig noch ein Kind) zum „Haspelknecht“ (Transportarbeiter) oder zum Hauptgang gezogen oder geschoben wurde.

In den tieferen Schächten kamen auch Pferde zum Einsatz, die bis zum Lebensende kein Tageslicht mehr sahen.

Benachbarte Ziegeleien, Schmieden und Branntweinbrennereien waren Abnehmer der Kohle. Für die Bergleute gab es aber auch ein Deputat für die eigene Versorgung. Da keine für den Abtransport geeigneten Verkehrswege existierten, erfolgte die Vermarktung ausschließlich ortsnah. Mit Pferde- oder Ochsenfuhrwerken wurde die gewonnene Kohle mühselig auf schlechten, furchenähnlichen Wegen durch den Wald abtransportiert.

Die abgebaute Kohle hatte allerdings keinen guten Brennwert. Sie war mäßig im Vergleich zur Kohle aus dem Ruhrgebiet. Oder aus Oberschlesien. Dieser Umstand führte schließlich dazu, dass durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet und der Bau der Eisenbahn die hochwertige Kohle importiert werden konnte. Die Kohle aus den Rehburger Bergen verlor zunehmend an Bedeutung. Der lokale Bergbau endete im Jahr 1924. Allerdings wurden während des 2. Weltkrieges und in der schweren Zeit danach einige Stollen wieder illegal aktiviert, um den häuslichen Bedarf sicherzustellen. Die Schließungen bedeuteten für ca. 120 Bergleute und ihre Familien in Münchehagen eine absolute Katastrophe, denn nun war der Unterhalt der Familie nicht mehr sichergestellt. Notgedrungen machten sich viele Männer zu Fuß auf den Weg nach Holland zum Grasmähen und blieben oft monatelang  fern von ihren Familien. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel unserer Dorfgeschichte.

Die Arbeitszeit der Bergleute waren im Sommer von 06.00 – 18.00 und im Winter von 07.00 – 15.00 Uhr. Arbeitsschutzbestimmungen wie wir sie heute kennen, gab es praktisch keine. Die Unfallgefahr war immer sehr groß. Die Lebenserwartung eines Bergmanns lag um 1800 – 1850 bei etwa 35 Jahren.